Ein Besuch im alten Kraftwerk Bille

Auf eine geheimnisvolle Art treibt es mich immer wieder an Orte, die an einem Anfang stehen. Orte, die aus der Zeit gefallen sind, ihre Nutzung verloren haben und darauf warten, dass ihre Geschichte neu beginnt. Mich ergreifen meist irgendwelche Strömungen, die etwas mit den Kunst- und Kreativszenen zu tun haben, die sich gerne an diesen Orten tummeln und ihnen inspiriertes Leben einhauchen. Aus meiner Zeit in Nürnberg existieren in diesem Blog beispielsweise viele Beobachtungen des Quelle Areals im Westen der Stadt und vom AEG Gelände genau gegenüber.

Nun ist mir in Hamburg recht bald das alte Kraftwerk Bille im Stadtteil Hammerbrook aufgefallen. Schön in die Jahre gekommene Industriearchitektur mit sakraler Anmutung, der eigentlichen Nutzung schon lange enthoben und in einem Dämmerzustand kurz vor dem Verfall.

Ich habe dann die HALLO: Festspiele zum Anlass genommen, mich im Sommer ein erstes Mal dort umzusehen. Dabei handelte es sich um ein kleines, mehrtägiges Festival, welches das Areal mit Musik, Performances, gestalterischen Elementen und Workshops zu Lande und zu Wasser bespielt. Überhaupt war die Erschließung und Erforschung der Bille und der ganzen Kanäle rings rum mit selbst gebastelten Flößen ein großes Thema. Der Stadtteil Hammerbrook, vor dem Krieg ein großes Wohnviertel mit 60.000 Bewohnern, wurde stark zerstört und besteht seit dem Wiederaufbau aus einer eher unansehnlichen Mischung aus Industrie und Gebrauchtwagenhändlern. Wohnungen gibt es seitdem nicht mehr so viele, und dadurch werden auch Ufer und Wasserwege kaum genutzt. Das soll sich aber ändern.

Mit beitragen an dieser Entwicklung soll das Kraftwerk Bille, Hamburgs ältestes erhaltenes Kraftwerk. Durch eine Führung konnte ich nun die Hallen besuchen und auch etwas über die Pläne in Erfahrungen bringen. Das Gebäude war jetzt ein letztes Mal zu besichtigen, bevor es 2019 saniert und eventuell sogar erweitert werden soll. Wohnungen sind nicht geplant und auch nicht möglich an dem Standort. Entstehen soll viel mehr ein Ort für Ausstellungen, Ateliers, Events, Manufakturen und dergleichen mehr. Auch ein Zugang zum Wasser ist geplant. Während der nächsten drei Jahre der Umbauphase kann man anhand des alten Kraftwerks beobachten, wie Stadtentwicklung passiert.

Die Überraschung dabei: der neue und aktive Eigentümer ist die MIB AG, dir sich schon um die Entwicklung des AEG Areals in Nürnberg und der Spinnerei in Leipzig gekümmert hat. Witzig, wie ich immer im Orbit dieser Firma kreise.

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