Hof Impressionen

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Mir ist nicht bekannt, ob es noch einen anderen Grund gibt nach Hof zu fahren, außer Fotos für ein auf Profanarchitektur und Tristesse spezialisiertes Blog zu machen. Ich weiß aber auch nicht viel über Hof. Außer vielleicht, daß die Stadt einen etwas merkwürdigen Ruf hat. Es soll nicht viel gehen in Hof. Es soll so eine Kleinstadt sein, wie auch so etliche im noch etwas östlicheren Teil Deutschlands, die etwas den Anschluss verpasst haben. Orte, die mittlerweile vor sich hin dümpeln und nicht mehr sonderlich gepflegt werden (können). Das Hof schön sein soll, habe ich noch nie irgendwen sagen hören. Vielmehr hält sich ein bisschen die Meinung, dass Hof so ein Ort ist, an dem man sich besser nicht aufhält, wenn man noch etwas Restantrieb verspürt.

Aber lass die Leute reden, hab ich mir gesagt. Es wird viel Blödsinn erzählt, wenn der Tag lang ist. Meinungen sind dann am richtigsten und am präsentesten, wenn sie von möglichst vielen Leuten vertreten werden, auch wenn sie falsch und unwichtig sind. So ließ ich also mein Tagwerk mal Tagwerk sein, schnappte mir meine Kamera und ein Bayern-Ticket und fuhr in der jüngst vergangenen Vorweihnachtszeit mal nach Hof. Ich freute mich insgeheim ja schon etwas darauf, trostlose verwitterte Brachen zu sehen, wollte aber irgendwie auch den schnöden Ruf der Stadt untergraben und vielleicht sogar abgefahrene Streetart entdecken.

Nunja, was soll ich sagen. Es gibt in der Tat ein nicht unerhebliches Maß an Graffiti und Streetart in der Stadt. In unmittelbarer Nachbarschaft von Schulen und studentischen Wohneinrichtungen halten sich sogar ganz passable Werke, auch wenn sie nicht übertrieben bahnbrechend sind. Irritierenderweise feiern einzelne dieser Ergüsse sogar den Kapitalismus, anstatt ihn wie sonst üblich zu hinterfragen. Exemplarisch dafür ist ein Stencil eines Sportwagens in der Bildergalerie zu sehen. Vielleicht ist das die Hofer Streetart-Avantgarde, vielleicht hat der Rest der Welt bisher was übersehen und das Design des Kapitals ist doch edgy. Vielleicht ist Kapitalismuskritik aber noch nicht bis nach Hof gekommen, denn ich muss leider auch festhalten, es sieht so aus als wäre Kapital an sich noch nicht groß nach Hof gekommen.

Aber irgendwie bin ich auch froh. Hof ist ein Ort, an dem ich wunderbar meinem Hang nach der Ästhetik kleinbürgerlicher Architektur und spießiger Stadtbilder nachgehen konnte. Vielleicht bietet die Stadt auch andere Ansichten. Mir blieben sie an diesem etwas dunstigen Tag verborgen. Und vielleicht ist Hof ja wirklich so wie ich es kennengelernt habe.

Hof Impression 16

Straßenfotografie aus Hof (Saale) aus dem Dezember 2013. Vermutlich eine der tristesten Städte Frankens.

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