Nürnberg Impressionen Juli 2012 – Edition Erlenstegen

Nürnberg Impressionen #16 - Erlenstegen 17

Es hat lange gedauert bis mal eine Fototour in Erlenstegen zustande gekommen ist. Es gibt im normalen Leben einfach keinen Grund nach Erlenstegen einzureisen. Dort ist nichts. Wenn man auf der Sulzbacher Straße gen Osten fährt, dann wäre die Tafelhalle noch interessant und auch ab und an ein Grund sich mal wenigstens in Richtung Erlenstegen (bzw. das „Berverly Hills von Nürnberg“, wie es mal jemand nannte) aufzumachen. Das Naturgartenbad ist auch hübsch, aber ansonsten ist der Stadtteil eine 100%ige Wohnanlage bzw. eine Arbeitersiedlung für Besserverdiener die gerne obere Mittelklassewagen vor Reihenmittelhäusern parken. Gut, so ganz homogen ist das Bild von Erlenstegen nun dann doch nicht. Interessanterweise vermischen sich besagte dicht stehende Reihenhäuser mit großflächigen Villenanlagen und dann auch wieder mit gesichtslosen Wohnsilos auf relativ engem Raum. Auch entdeckt man einen Bauernhof mittendrin. Von Urbanität keine Spur, aber auch keine Anzeichen für ein reines Mittelstands- oder Upperclassghetto. Und für Garagentorfetischisten ist Erlenstegen ein Eldorado, weshalb die Straßen recht frei von Autos sind und es etwas Platz zwischen der Bebauung gibt. Nicht unangenehm.
Alles ist gepflegt, klinisch rein und sicher voneinander getrennt. Es wirkt als sucht jeder Bewohner Ruhe, Abgrenzung und möglichst keinen Kontakt zur Außenwelt. Es ist auffällig, dass es in dem Stadtteil keine Infrastruktur für öffentliches Leben gibt, vom Naturgartenbad mal abgesehen. Mir sind keine Geschäfte aufgefallen, kein Supermarkt, kein Bäcker, kein Frisör, von Gastronomie ganz zu schweigen. Jedes Bauerndorf im Nürnberger Umland hat mehr zu bieten und wenns nur ein kleines Gasthaus mit einem Baum und einer Bank davor ist. Um am öffentlichen Leben teilzunehmen muss man den Stadtteil verlassen um erst wieder an den größeren Straßen, die diesen leblosen Ort eingrenzen, entsprechende Orte aufsuchen zu können. Am ehesten findet sich noch ein Geschäft für Wohnaccesoirs irgendwo am Stadtteilrand, was den introvertierten Charakter von Erlenstegen nur unterstreicht.

Dieser Fotowalk fand wieder zusammen mit Terence Jones statt. Seine Fotos finden sich drüben in seinem Blog und wie schon bei den letzten Nürnberg Impressionen sind viele unterschiedliche Ansichten desselben Spaziergangs entstanden. Trotz der Ödnis kann man auch in Erlenstegen einige Dinge Entdecken, die man vielleicht so nicht erwartet hätte. Manches ist aber auch noch öder als befürchtet. Auch kam abermals mein Lensbaby zur Anwendung, daher die vielen unfokussierten Bereiche in den Fotos die die Unnahbarkeit der Gegend noch unterstreichen.

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